Nachhaltigkeit und Führungskompetenz
Ein Manager saß im Flugzeug neben einem kleinen Mädchen. Der Manager drehte sich zu ihr um und sagte: “Wollen wir uns ein bisschen unterhalten? Ich habe gehört, dass Flüge so schneller gehen. Außerdem ist das Networking.”
Das kleine Mädchen, das gerade sein Buch aufgeschlagen hatte, klappte es langsam zu und sagte zu dem Manager: “Mmh, worüber wollen Sie denn reden?”
“Oh, ich weiß nicht”, antwortete der Manager. “Wie wäre es, wenn wir über die neuesten Entwicklungen an der Börse sprechen?”
“Okay”, sagte sie. “Das wäre sicher ein sehr interessantes Thema. Aber zuerst eine Frage: Ein Pferd, eine Kuh und ein Reh fressen alle dasselbe Gras, aber das Reh scheidet kleine Kügelchen aus, die Kuh einen flachen Fladen und das Pferd trockene Grasklumpen. Warum ist das so?”
Der Manager dachte darüber nach und gestand: “Nun, ich habe wirklich – auch nach reiflicher Überlegung – keine Ahnung.”
Darauf antwortete das kleine Mädchen: “Fühlen Sie sich wirklich kompetent genug, mit mir über die Börse zu sprechen, wenn Sie noch nicht mal über Scheiße Bescheid wissen?”
Ein Plädoyer für die wirklich wichtigen Dinge
Was denken Sie, wenn Sie diese Geschichte lesen? An Ihren Biologieunterricht, der lange her ist? Daran, dass Sie es auch nicht wüssten? Oder an die Frage, um was es eigentlich geht? Um das lebendige Wissen, um das wirklich Wichtige und nicht um das Scheinbare? Um das, was uns als Menschen überleben lässt, und um das, was uns glücklich macht?
Genau darum geht es in diesem Beitrag.
Es ist ein Plädoyer dafür, sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern, dann ergibt sich der Rest leicht und fast von selbst – sowohl der unternehmerische als auch der menschliche Erfolg. Denn die Art und Weise, wie wir denken, bestimmt die Richtung. Gerade für Führungskräfte ist das Wissen um das Wesentliche und dessen Umsetzung entscheidend für den persönlichen und unternehmerischen Erfolg.
Richtig verstanden ist Nachhaltigkeit der Schlüssel dazu. Darüber hinaus wirkt sie stressmindernd und damit resilient, weil Entscheidungskriterien klarer und menschlicher werden.
Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor
Warum ist Nachhaltigkeit, nachhaltige Entwicklung, wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit und das Image von Unternehmen? Und warum können die Erkenntnisse der Neurowissenschaften – einer biologischen Wissenschaft – helfen, Führungskräfte zu befähigen, ihre Teams und ihre Unternehmen in Richtung einer nachhaltigen Unternehmenskultur zu transformieren? Welche transformative Innovations- und Zukunftskraft steckt in der Biologie?
Die Werte und Ziele von Nachhaltigkeit im umfassenden Sinne sind in den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen verankert.¹ Die Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen ist ein weltweiter Plan, um Frieden und nachhaltigen Wohlstand zu fördern und unseren Planeten zu schützen. Seit 2016 arbeiten viele Länder daran, diese gemeinsame Vision zur Bekämpfung von Armut und Verringerung von Ungleichheit in nationale Entwicklungspläne umzusetzen. Die 17 Ziele sollen bis 2030 erreicht werden. Glauben Sie daran? Sind Sie voll dabei oder glauben Sie, dass Sie sowieso nichts ändern können? Welche Rolle spielen die Ziele in Ihrem Führungsalltag?
Die SDGs werden oft thematisiert und sind doch irgendwie unbekannt. Nachhaltige Entwicklung ist unsere Zukunft. Sie hat Zündkraft und bewirkt, dass sich wirklich etwas bewegt, dass wir evolutionär und revolutionär handeln. Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Sie? Kümmern Sie sich persönlich darum? Ist Nachhaltigkeit ein Thema in Ihrem Team oder in Ihrem Unternehmen?
Nachhaltigkeit als Schlüssel zur Entwicklung der eigenen Führungspersönlichkeit
Nachhaltigkeit birgt viele Ansätze zur Verbesserung der Führungskompetenz und ist ein Schlüssel zur Entwicklung der eigenen Führungspersönlichkeit. Unser Handeln wird maßgeblich von biologischen und nicht ausschließlich von logischen Faktoren beeinflusst. Daher besteht die Kunst darin, das entsprechende Wissen zu erlangen und es anschließend auf eine gehirngerechte Weise umzusetzen. Wir müssen lernen, vom Gehirnträger zum Gehirnbenutzer zu werden. Eine zu drängende Formulierung der Zusammenhänge wäre der Umsetzung allerdings nicht dienlich, denn unter Druck baut das Gehirn oft Blockaden auf und es fällt uns schwerer, Gewohnheiten zu ändern. Daher ist es unerlässlich, sich das Wissen anzueignen, um sich selbst zu erkennen und zu reflektieren, um dann das Wissen in Weisheit umzuwandeln. Weisheit befähigt uns zu erkennen und zu beurteilen, welche Aspekte des Wissens dauerhaft relevant sind und effektiv auf unser Leben angewendet werden können.
Übung: Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit?
Wir leben auf eine Revolution zu und sagen sie in der Regel ab, weil wir in den nächsten 24 Stunden Wichtigeres zu tun haben.” – Peter Sloterdijk
Kennen Sie das Eisenhower-Prinzip? Die Unterscheidung zwischen wichtig und dringend? Es ist ein beliebtes Zeitmanagement-Tool, benannt nach dem ehemaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, das eine klare Methode zur Priorisierung von Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit bietet. Es basiert auf einer Matrix, die in vier Quadranten unterteilt ist:
1. Wichtig und dringend
Aufgaben in diesem Quadranten sind sowohl wichtig als auch dringend und sollten sofort erledigt werden. Es handelt sich um unmittelbare Prioritäten, die sofortige Aufmerksamkeit erfordern.
2. Wichtig, aber nicht dringend
Aufgaben in diesem Quadranten sind wichtig, haben aber keine unmittelbare Deadline. Sie sollten langfristig geplant und priorisiert werden, um Probleme in der Zukunft zu vermeiden.
3. Dringend, aber nicht wichtig
Aufgaben in diesem Quadranten sind dringend, erfordern aber keine langfristige Planung. Sie sollten delegiert oder wenn möglich vermieden werden, um Zeit für wichtigere Aufgaben zu gewinnen.
4. Nicht wichtig und nicht dringend
Aufgaben in diesem Quadranten sind weder wichtig noch dringend. Sie können später erledigt oder sogar ausgelassen werden, um Zeit für wichtigere Aufgaben zu gewinnen.
Das Eisenhower-Prinzip soll Führungskräften und Einzelpersonen helfen, ihre Zeit effektiv zu nutzen, indem sie sich auf die wichtigsten Aufgaben konzentrieren und unwichtige oder unnötige Aufgaben minimieren. Es fördert einen strategischen und proaktiven Ansatz bei der Arbeitsorganisation und hilft, klare Prioritäten zu setzen. Oft verschwenden wir unsere Zeit mit vermeintlich dringenden Aufgaben und schieben die wichtigen vor uns her.
Gerne möchte ich mit Ihnen eine kleine Übung machen:
Frage: Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit?
Bitte denken Sie über die Frage nach und wenden Sie dabei das Eisenhower-Prinzip an.
Sammeln und identifizieren Sie zunächst alle Themen und Aspekte der Nachhaltigkeit, die für Ihr Unternehmen oder Ihre Organisation wichtig sind.
Bewerten und sortieren Sie diese Aspekte nach Dringlichkeit und Wichtigkeit und ordnen Sie sie den entsprechenden Quadranten des Eisenhower-Prinzips zu. Diskutieren Sie gerne mit anderen (evtl. mit Ihrer Mastermind-Gruppe), warum Sie bestimmte Aspekte als wichtig und dringend eingestuft haben und wie sich dies auf Ihre Rolle als Führungskraft auswirkt.
Entwickeln Sie Aktionspläne, um die identifizierten wichtigen und dringenden Nachhaltigkeitsaspekte anzugehen. Wie sehen Sie Ihre Rolle als Führungskraft bei der Umsetzung dieser Pläne und bei der Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur?
Nächste Schritte
Wie viele Punkte haben Sie dem zweiten Quadranten zugeordnet?
Normalerweise wird der erste Quadrant als der wichtigste angesehen. Bei der nachhaltigen Entwicklung ist es jedoch der zweite Quadrant der wichtigste, denn Nachhaltigkeitsthemen werden oft als nicht dringend empfunden und deshalb nach hinten geschoben.
- Diskutieren Sie, wie Sie Nachhaltigkeitsthemen eine höhere Dringlichkeit verleihen können.
- Was erfordert dies von Ihnen als Führungskraft?
- Wie begründen Sie dies?
Oft ist es wichtig, sinnvolle, nachhaltige Aufgaben zuerst zu erledigen, bevor sie dringlich werden. Nach dem Motto: Denken kann jeder, umdenken ist schwieriger. Aber für Führungskräfte ist das kein Problem. Denn die Aufgabe von Führungskräften ist es, Hoffnungsträger zu sein.
Hinweise:
[1] Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziel verständlich erklärt
Wollen Sie Ihre Führungspersönlichkeit entwickeln und die Futurskills für Leadership lernen? Dann empfehlen wir Ihnen gerne die Masterclass: Be a Future Leader von Dr. Maria Hoffacker. Vereinbaren Sie bei Interesse einfach ein Erstgespräch.
Mehr zum Thema finden Sie im Buch Nachhaltigkeit beginnt im Kopf, das 2024 bei Haufe erschienen ist.
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Dr. Maria Hoffacker
Dr. Maria Hoffacker ist Neurowissenschaftlerin und Expertin für Zukunftsskills. Mit ihrer interdisziplinären Fachkenntnis und ihrem Gespür für kommende Entwicklungen bringt sie frischen Wind in die Welt der Ökonomie und Innovation. Die promovierte Meeresökologin und Pionierin im Nachhaltigkeitsmanagement hat über 20 Jahre Erfahrung in Unternehmen, Medien und Kommunikation. Ihre Expertise gibt sie in Trainings, Coachings und Keynotes weiter.